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Sylvia Eckermann

 

 

Spiegelzellen | Mirror Cells  2007

 

Die begehbare Architektur ist ein sich nach oben verjüngender Raum mit 5 x 5 m Grundfläche, der vollständig verspiegelt ist. Der Besucher spiegelt sich in den raumfüllenden Reflexionen dreier kreisrunder Projektionen – man scheint zu schweben und wird gleichzeitig Teil der Virtualität...  

Das Projekt "Spiegelzellen" war Teil der   ars electronica 2007

und wurde in folgender Gruppenausstellung gezeigt:
"Acting in Utopia" Sep 5 - Nov 11 2007 Landesgalerie Linz, Museumsstr. 14

kuratiert von: Anna Karina Hofbauer & Dieter Buchhart

 

 

 
                                      english version

 

 

Spiegelzellen

Ausgangspunkt und Inspirationsquelle der interaktiven Installation Spiegelzellen ist das Phänomen der so genannten Spiegelneuronen. Diese erstmals 1991 nachgewiesenen Nervenzellen lösen bei der Beobachtung einer Handlung dieselben Potentiale aus wie bei der eigentlichen Handlung selbst. Das Feuern der Neuronen dient also nicht unbedingt einer Handlung, sie bildet eine parallele Schleife, die keine Ausführung bedingt. Damit könnte ein Schlüssel für das Verständnis komplexer sozialer Verhaltensmodi wie Sprache, Kultur oder Mitgefühl gefunden worden sein.

 

Wie verhält es sich dann – fragen Sylvia Eckermann, Peter Szely und Doron Goldfarb in Spiegelzellen – mit Computerspielen, in denen sich die SpielerInnen so mit ihrem virtuellen Selbst identifizieren können, dass sie vom eigenen Tod sprechen, wenn das Spiel unfreiwillig endet? Wie ist es, wenn man sich von der virtuellen Welt umgeben fühlt, man sich in ihr wahrnimmt beziehungsweise die Repräsentation mit dem Terminus „Ich“ beschreibt? Und wie verhalten sich SpielerInnen wenn die Handlung des Spiels nicht Auslöschung sondern gegenseitige Wahrnehmung, nicht Kampf sondern gemeinsames Erleben, nicht Manöver sondern Flanieren erlaubt? Kann die Fiktion des Spieles den spielenden Ichs Handlungspotentiale zur Verfügung stellen, in denen sie eine reale Form gemeinsamen Handelns beziehungsweise reale Formen des Erkennens der Handlungen Anderer erfahren?

 

Unreal Mod, 3 Projektionen, 8 Kanal Audio-System, Spiegel, Holzkonstruction, Grösse: 10x5x5 m

 

 

In diesem Kontext situiert, wurde Spiegelzellen als eigenständige "Projektion" in Form einer narrativ gestalteten, mentalen Reise entwickelt: Spiegelzellen ist eine interaktive Installation, die innerhalb einer speziell konstruierten, vollständig verspiegelten Architektur Raum- und Zeiterfahrung aus den Angeln hebt. Die SpielerInnen und Besucher-Innen tauchen darin in eine akusmatisch-visuelle 3D-Welt ein.

 

Die begehbare Architektur ist ein sich nach oben verjüngender Raum mit 5 x 5 m Grundfläche, der vollständig verspiegelt ist. Der Besucher spiegelt sich in den raumfüllenden Reflexionen dreier kreisrunder Projektionen – man scheint zu schweben und wird gleichzeitig Teil der Virtualität.

 

Die BesucherInnen befinden sich in einem sich nach oben verjüngenden Raum mit 5 x 5 m Grundfläche, der vollständig verspiegelt ist. Sie spiegeln sich in den Raum-füllenden Reflexionen dreier kreisrunder Projektionen – man scheint zu schweben und wird gleichzeitig Teil der Virtualität. Drei Personen können gleichzeitig miteinander interagieren. Sie bewegen sich durch akustisch-visuelle Raumkontinuen, die Erfahrungswelten zu Erinnerung, Adaption, Körperinneres und unsere Vorstellungen davon thematisieren und erlebbar machen.


Jeder dieser SpielerInnen ist ein eigener Klang zugeordnet, der sich als akusmatisches Ich entsprechend der "Spielzüge" verhält und entwickelt. In einer 8-Kanal Sound-Umgebung können die Ego-Perspektiven jeder einzelnen Person akustisch getrennt wahrgenommen werden. Sie bilden während des Spiels aktiv gestaltete "Akkordvariationen" als komplexe Klangspuren aus.


Die Innenwelt des Spiels, die wiederum jene des Gehirns spiegelt, wird aufgebrochen, erhält eine sinnliche Verbindung zum Außen durch eine eigens programmierte Schnittstelle: Die Besucher sind eingeladen, SMS-Nachrichten zu schicken, die in der 3D-Welt abgebildet werden und einen kommunikativen Zugang zur Spiegel-Welt öffnen.

 

Das Projekt Spiegelzellen ist nicht allein als Kunstprojekt konzipiert, es ist ein Labor auf Zeit, ein Experiment, das einen Raum definiert, der den Spiegelneuronen und ihren Potentialen selbst Raum geben soll.

 


 

 

Credits:

 

Idee, Konzept, Architektur, Art Work: Sylvia Eckermann

Acousmatic Space, Komposition: Peter Szely

Programming, Unrealscripting: Doron Goldfarb

 

Das Projekt wurde unterstützt von:
support

 

Speziellen Dank an: Dr. Martin Hochleitner and his team from the Landesgalerie Linz and to Alois Bernsteiner.

zusätzliche Credits: Christoph Staber, Gernot Dannereder: Player Model and Animation

Photo Credits: Gerda Leopold, Gerald Nestler