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Im Neunten Himmel, 2008, interaktive Rauminszenierung, Stills

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Im Neunten Himmel
oder das andere Ende Europas


Durch eine einzigartige Entscheidung des Schicksals, wie ich glaube, ist es dazu gekommen, dass die höchste Kultur und die höchste technische Zivilisation der Menschheit heute gleichsam gesammelt sind an zwei äußersten Enden unseres Kontinents, in Europa und in China, das gleichsam wie ein Europa des Ostens das entgegengesetzte Ende der Erde ziert..

–Gottfried Wilhelm Leibniz,
Novissima Sinica. Das Neueste von China, 1697/1699


Im Neunten Himmel entführt auf eine virtuelle Reise durch das frühe europäische Barock und die späte Ming-/frühe Qing-Zeit in China. Die Besucherinnen bewegen sich durch eine hypermediale Welt, deren Architektur und Klangraum nicht statisch, sondern in Bewegung sind. Der Medienkörper umfängt die Besucher wie eine dritte Haut und lässt sie partizipativ als Performer von Bild-, Klang- und Erfahrungswelten ihren eigenen virtuellen Reflexionsraum erschaffen, der Fragen zu Zentrum und Peripherie, kultureller Einbindung bzw. Ausgrenzung und dem Menschen als Subjekt zwischen Identität, Konformität und Wandel aufwirft.

Im Mittelpunkt steht die Lebensgeschichte des aus Krems/Stein stammenden Jesuiten Andreas Koffler, der als Missionar am Hof des letzten Ming-Kaisers wirkte. Koffler gehörte zu jenen gelehrten Jesuiten, die das Europa der Gegenreformation verließen und einen vielfältigen Dialog mit China initiierten. Diese kurze Epoche ging bald nach der berühmten Schrift von Gottfried Wilhelm Leibniz zu Ende, in der er den offenen kulturellen und wissenschaftlichen Austausch zwischen beiden Welten euphorisch befürwortete. Wechselseitige Inspiration und ein Lebensgefühl im Spannungsfeld von Religion, Wissenschaft und Philosophie bereicherten Kunst, Wissen und Weltsicht beider Kulturen nachhaltig und stehen noch heute exemplarisch für einen respektvollen Dialog zwischen Kulturen.

 

 

Sylvia Eckermann

Im Neunten Himmel, 2008, Installationsansicht


Im neunten Himmel basiert auf einem 3D-Echtzeitsystem, das in eine speziell konzipierte Rauminstallation eingebunden ist. Ein von Dieter Buchhart kuratiertes Projekt für das Museum Stein, Krems/Stein AT , 2008-09.



CREDITS:
Gerald Nestler: Artistic Research.
Szely:  Raumklang.
Doron Goldfarb: Programierung.
Josef Wienerroither: 3D-Objekte.
Eduard Wildner, Frederic Lion: Voiceover.

Das Projekt wurde unterstützt von: Land Niederösterreich, SKE austromechana und BOSE.



Sylvia Eckermann

Sylvia Eckermann

Sylvia Eckermann

Im Neunten Himmel, 2008, Installationsansicht